Interview mit Torsten Kripke
Fides: Seit mehr als zehn Jahren bist du Mitglied im BdS. Wie hast du den Verein gefunden? Torsten: Ich bin über die Website des BdS auf die Zwischenstation aufmerksam geworden. Mir fehlte der Austausch mit Gleichbetroffenen. An meine erste Teilnahme an dem Angebot kann ich mich noch gut erinnern. An einem grauen Wintertag waren wir Schlittschuhlaufen in Planten und Blomen. Ich bin damals sehr herzlich empfangen worden.
Fides: Inzwischen bist du ehrenamtlich im BdS aktiv. Torsten: Zunächst besuchte ich auch die Feierabendgruppe und machte bei den Spieleabenden mit. Die Pokerrunden und die Gespräche nebenbei waren eine willkommene Abwechslung zu dem Alltag unter Hörenden.
Fides: Du hast dich mit der Zeit eher auf die Zwischenstation konzentriert. Ich lese gerne Eure Berichte über die verschiedenen Events. Torsten: Ich habe die Zwischenstation von Anfang an gerne unterstützt. Nachdem sich Matthias und später Pascal zurückgezogen hatten, bin ich und Nicole Niemeyer als offizielles Teammitglied nachgerückt. Wir sind eine tolle Truppe und unterstützen und ergänzen uns bei der Planung und Durchführung der Veranstaltungen gegenseitig.
Fides: Das bedeutet Arbeit! Torsten: Ja, aber die Freude überwiegt. Ich bewege gerne etwas mit Menschen und für Menschen.
Fides: Seit September 2023 bist Du Mitglied im Vorstand und als Schriftführer tätig. Das ist neben Deinem Beruf eine zusätzliche Herausforderung. Torsten: Ich muss mich tatsächlich gut organisieren. Die Vorstandsarbeit gibt mir auch Einblick wie der Verein funktioniert und wieviel Engagement und Zeitaufwand es bedeutet, dass er funktioniert. So genau wusste ich das vorher gar nicht. Dazu leiste ich gerne meinen Beitrag.
Fides: Was machst du beruflich? Torsten: Ich bin gelernter Bürokaufmann und arbeite in einer Berufsgenossenschaft (Gesetzliche Unfallversicherung). Über Umwege bin ich dort Ende 2000 als Quereinsteiger gelandet. Ich arbeite dort sowohl in der Leichtfallsachbearbeitung, als auch in der Reha-Beratung im Innendienst.
Fides: Wie kommst du dort zurecht mit deiner Hörbeeinträchtigung? Torsten: Natürlich sind die Veranstaltungen mit mehreren Teilnehmern wie Besprechungen, Videokonferenzen oder auch Feiern eine Herausforderung. Auch beim „Flurfunk“ bekomme ich nicht alles mit.
Fides: Wie wurde deine Hörschädigung erkannt? Torsten: Da muss ich ein wenig ausholen. Wahrscheinlich bin ich hörgeschädigt geboren. Es hat einige Zeit gedauert, bis meine Schwerhörigkeit festgestellt wurde. Zunächst hieß es immer: „Der stellt sich an!“ Schließlich kam die entscheidende Hilfestellung von der Universitätsklinik in Kiel. Dort wurde meine Schwerhörigkeit festgestellt und ich bekam meine ersten Hörgeräte. Da war ich in der ersten Klasse in einer Regelschule und total überfordert.
Fides: Nach einem halben Jahr hat Deine Mutter dafür gesorgt, dass du in die Schule für Schwerhörige in Schleswig gehen konntest. Torsten: Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich schwerhörig bin. Denn ich war dort im Internat mit gleichbetroffenen Kindern und fuhr nur an den Wochenenden nach Hause.
Fides: Ganz schön hart für einen kleinen Jungen! Mit welchen technischen Hilfsmitteln bist du denn jetzt versorgt? Torsten: Ich habe links ein CI und rechts ein Hörgerät. Ich war 43, als ich mich zu dem CI entschlossen habe. Links war ich schon vorher taub, also konnte es mit dem CI nur besser werden.
Fides: Wie war der Erfolg? Torsten: Die ersten Hörerfahrungen nach der Erstanpassung waren mehr schlecht als recht! Der Einstieg in das Sprachverstehen war schwierig, da ich ja nie richtig gehört habe und auf Spracherfahrung nicht zurückgreifen konnte. Ein Jahr nach der OP war ich zu einer CI-Reha in St. Wendel. Auf das Erfolgserlebnis musste ich noch lange warten. Dennoch profitiere ich mittlerweile von dem CI als Ergänzung zu meinem Hörgerät. Beim Arbeiten benutze ich zusätzlich den Telefonclip. Dieses Hilfsmittel möchte ich nicht mehr missen.
Fides: Mit dieser Vorgeschichte bewundere ich deine gute Aussprache! Seit etwa zehn Jahren lebst du mit einem Partner zusammen, der hörend ist. Gibt es bei euch in dieser Hinsicht Probleme? Torsten: Zu Zweit kommen wir gut zurecht. In unserer Beziehung ist es wie in vielen Partnerschaften: „Mann“ hört nie zu! Bei Familienfeiern ist es oft zu laut für mich und anstrengend weil mir oft die deutliche Aussprache fehlt. Allerdings kann ich gut von den Lippen ablesen, aber das hilft nicht immer.
Fides: Wie verbringst du deine Freizeit? Torsten: Einmal im Monat bin ich mit meinen Leuten der Zwischenstation aktiv. Wir treffen uns auch gerne mit Freunden zum Kegeln, gemeinsamem Kochen oder zum Spieleabend. Ganz oben auf meiner Liste steht der Besuch der Caspar David Friedrich Ausstellung in der Kunsthalle. Ich bin auch gerne mit dem Rad unterwegs oder gehe spazieren, allein oder zu Zweit.
Fides: Kannst du unseren Lesern vielleicht einen Tipp geben? Torsten: Für einen Spaziergang kann ich den Ohlsdorfer Friedhof, den Wandse-Lauf, den Alsterlauf oder die Alster empfehlen.
Fides: Danke! Ich gebe auch gerne Deinen Lesetipp zur Entspannung nach einem arbeitsreichen Tag weiter: Das sind die Landhauskrimis von Agatha Raisin. Sie sind humorvoll witzig und very british.
Das Gespräch mit Torsten führte Fides Breuer