Der Beitrag des BdS für die Inklusion Schwerhöriger und Ertaubter

12. Dezember 2015 BdS-Verein4 Minutes

Aus Anlass der Woche der Inklusion darf man auch daran erinnern, was unser Verein für die Barrierefreiheit und damit für die inklusive Gesellschaft getan hat. Beispiel: Höranlagen in Hamburger Einrichtungen Schon lange vor der Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention hat unser Vereinsmitglied Günter Täger systematisch Hamburger Einrichtungen aufgesucht und sie von der Notwendigkeit zu überzeugen versucht, für Schwerhörige Höranlagen einzurichten. Mit Unterstützung der Hamburger Schwerhörigenseelsorge hat der BdS in den 80iger Jahren das erste Verzeichnis von Einrichtungen herausgegeben, die Höranlagen vorhalten. Naturgemäß waren in diesem Flyer vor allem kirchliche Einrichtungen vertreten.

Diese Pionierarbeit wird seit einigen Jahren in lobenswerter Weise von einem Audio-Team fortgesetzt, das aus dem Berufsbildungswerk hervorgegangen ist und unter Leitung unseres Vereinsmitglieds Peggy Schwarz steht. Die jetzt regelmäßig überarbeitete – unsere grüne – Broschüre verzeichnet nun auch viele nicht kirchliche Einrichtungen.

Als ich neulich im Ernst-Deutsch-Theater eine Aufführung besuchte, war ich überrascht, wie viele Besucher die Höranlage benutzten, die meisten freilich nicht mit Induktionschleife für die T-Spule des Hörgeräts, sondern mit Kopfhörer. Dies bestätigen mir auch andere Theater: Die Höranlagen erleichtern nicht nur Hörbehinderten, sondern auch Menschen, die noch nicht auf ein Hörgerät angewiesen sind, die Verständigung. Solches schärft das allgeneine Bewusstsein über die Bedürfnisse der Menschen nach Kommunikation. Auch das ist praktizierte Inklusion.

Beispiel: Einsatz von Schriftdolmetschern Wer kennt sie nicht: die Gebärdendolmetscher? Demgegenüber fristen die Schriftdolmetscher nach wie vor ein Aschenputteldasein. Selbst für Vertreter der Gesundheitsbehörde, die kürzlich unser Vereinshaus und die Beratungsstelle besuchten, war die Erwähnung des Schriftdolmetschens ein totales Novum. Dabei haben Schriftdolmetscher für lautsprachlich orientierte hochgradig Schwerhörige und Ertaubte keine geringere Bedeutung als Gebärdensprachdolmetscher für Gehörlose.

Der BdS setzt Schriftdolmetscher nicht nur für seine Veranstaltungen ein, sondern auch in seiner CI-Gruppe und Feierabendgruppe. Die Beratungsstelle vermittelt auf Anfrage Einrichtungen außerhalbdes Vereins und Privatpersonen Schriftdolmetscher. Auf der Homepage des Hörbiz können Betroffene sich informieren, für welche Gelegenheiten sie Schriftdolmetscher einsetzen und die Übernahme der Kosten beanspruchen können.

Im abgelaufenen Jahr hat in unseren Räumen ein vom DSB organisierter Ausbildungskurs für Schriftdolmetscher stattgefunden. Nach erfolgter Prüfung im November bieten nunmehr weitere Schriftdolmetscherinnen, die nach der konventionellen Methode das Gesprochene für uns Hörgeschädigte mitschreiben, in Hamburg ihre Dienste an. Wenn Sie sich über die unterschiedlichen Methoden des Schriftdolmetschens informieren möchten, empfiehlt es sich, den Eintrag auf Wikipedia zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftdolmetscher

Beispiel: Untertitelung Was die Schriftdolmetscher im Alltag zu leisten vermögen, bieten die Fernsehanstalten heute an untertitelten Sendungen an. Der BdS hat den Ausbau in einem Arbeitskreis beim NDR wirksam unterstützen können. Es gibt Schwerhörige und Ertaubte – und ich gehöre dazu -, die keine Spielfilme und andere Sendungen

mehr anschauen, wenn sie nicht untertitelt sind. Was die Rundfunkanstalten inzwischen bieten, das wünsche ich mir auch von Theatern und Kinos. Ich komme auch bei bester Technik der Höranlagen inhaltlich nicht mehr mit. Deshalb sollten wir mehr Aufmerksamkeit auf die Barrierefreiheit in Kinos und Theatern richten. Es gibt auch schon erste Ansätze: In der Staatsoper werden selbst bei deutschsprachigen Aufführungen Obertitel mit den Gesangstexten eingeblendet. Das Ernst-Deutsch-Theater hat solches bei einem Theater-stück ebenfalls praktiziert. Warum soll das nicht allgemeiner Standard werden? Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an.

Hans-Hagen Härtel