Selbsthilfetage des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB) vom 26. bis 29. September in Hamburg unter dem Motto:

7. November 2019 Netzwerk11 Minutes

DazuGEHÖRen

- besser hören - mehr verstehen - leichter leben

Donnerstag, 26. September

Zur Vorbereitung der am Samstag geplanten Bundesversammlung traf sich das Präsidium mit dem Länderrat, dem die Landesverbände angehören, im Vereinshaus in der Wagnerstraße. Die meisten der angereisten Teilnehmer hatten ein erstauntes Aha-Erlebnis, denn kaum ein anderer Ortsverein verfügt über ein eigenes Domizil und noch dazu über ein so geräumiges und gut ausgestattetes. Darüber hinaus ließen sich die Gäste von leckeren und auf der Theke appetitlich angerichteten Gerichten verwöhnen. Auch in den nächsten Tagen wurden einhellig die gastronomische Begleitung sowie der effiziente und unauffällige Service lobend hervorgehoben.

Freitag, 27. September

Höhepunkt der Selbsthilfetage ist traditionell die zentrale Veranstaltung für die Öffentlichkeit, bestehend aus Vorträgen, Ausstellungen und einem geselligen Abend. In den Bachsaal des Gemeindehauses St. Michaelis kamen über 200 Besucher und überraschend viele Aussteller, fast mehr als dort Platz hatten.

Hauptpastor Alexander Röder

Nach der Begrüßung durch den Hauptpastor Alexander Röder sowie den Präsidenten des DSB, Dr. Harald Seidler, und nach dem Vortrag von Grußworten, u.a. der Staatsrätin Petra Lotzkat von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) bekam das Auditorium jeweils dreiVorträge vor und nach der Mittagspause zu hören.

Frau Christa Herrmann Leiterin der KISS im Paritätischen referierte über die Bedeutung von Selbsthilfegruppen. Zunächst Statistisches: Es gibt in Hamburg 1.250 Selbsthilfegruppen mit 15 bis 20.000 Teilnehmern. Zwei Drittel davon betreuen Menschen mit chronischen Einschränkungen.

Neben der stationären und ambulanten Versorgung und dem öffentlichen Gesundheitsdienst bildet die ehrenamtlich organisierte Selbsthilfe die vierte bzw. neben der Rehabilitation die fünfte Säule des Ge­ sundheitswesens. Ihre Aufgabe in Stichworten: gegenseitig Halt geben, ich kann etwas bewirken, neue soziale Kontakte knüpfen, einen Rettungsanker finden, Solidarität erleben. Die Selbsthilfe entlastet inzwischen in hohem Maße die professionelle Versorgung und trägt zur Entstigmatisierung Kranker und Behinderter bei. Nicht zu vergessen: Die gesetzlichen Krankenkassen fördern kontinuierlich Selbsthilfegruppen, davon profitieren in unserem Verein Jugendgruppe, Cl-Gruppe Feierabendgruppe und Selbsthilfegruppe.

Frau Sabine Heyde-Dannenberg demonstrierte am Beispiel des BdS die Bedeutung von Selbsthilfevereinen in der Gesellschaft. Wie die Selbsthilfegruppen wollen die Vereine den Betroffenen aus der Isolation heraushelfen. Sie bieten einen organisatorischen und finanziellen Rahmen für eine ganze Reihe von ständig zusammenkommenden Gruppen verschiedenster Art (Selbsthilfe, Freizeit, Geselligkeit). Sie können eine professionelle Beratungsstelle tragen und die dafür notwendige staatliche Finanzierung besorgen. Sie organisieren allgemein interessierende Veranstaltungen, Workshops, Kurse und Thementage.

Christa Herrmann, Leiterin der KISS im Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg

Sonnabend, 28. September

Uwe Knüpfer, Redakteur Schnecke

Aus der Bundesversammlung, vergleichbar der Mitgliederversammlung des BdS, sind einige Mitteilungen aus dem Bericht des Präsidenten zu erwähnen:

  • Ärzte müssen künftig fünf Stunden in der Woche ihre Praxis ohne Terminabsprache öffnen.
  • Bei wichtigen Maßnahmen, wie Operationen, haben Versicherte das Recht, eine zweite Meinung einzuholen.
  • Der DSB wendet sich gegen Bestrebungen, die kooperative Hörgeräteversorgung, bei der zwingend HNO-Ärzte und Hörakustiker mitwirken, aufzuweichen.

  • Ebenso wendet sich der DSB dagegen, dass nicht nur Akustikermeister, sondern z.B. auch Optikermeister nach einer Kurzausbildung Hörgeräte anpassen dürfen.
  • Der DSB wirbt für die Aufklärung der Patienten, dass sich die Qualität der zuzahlungsfreien Standardhörgeräte in den letzten Jahren so stark verbessert habe, dass Zuzahlungen für die Hörqualität nicht mehr angebracht seien.
  • Kritisch sieht der DSB die Pläne, den Grad der Behinderung (GdB) künftig mit Hörgerät oder Cl festzustellen. Es droht damit die Gefahr, dass Hörgeschädigte aus dem Schwerbehindertenstatus herausfallen und damit den Anspruch auf finanzielle Leistungen verlieren.
  • Der DSB wird mit Nachdruck darauf hinwirken, dass der Einsatz von Schriftdolmetschern gleichrangig mit Gebärdendolmetschern behandelt wird.

Herr Uwe Knüpfer von der Redaktion Schnecke gab wertvolle Ratschläge für die Öffentlichkeitsarbeit für Schwerhörige und Ertaubte. Aus dem reichhaltigen Katalog für Zeitungsmacher und andere Öffentlichkeitsarbeiter möchte ich seine zweimal vier goldenen Regeln zitieren:

  1. Was habe ich mitzuteilen?
  2. Wem will ich das mitteilen?
  3. Welchen Weg und welches Medium wähle ich?
  4. Wann zu welchem optimalen Zeitpunkt bringe ich ein virulentes Thema zur Sprache?

Und:

  1. Sprich die Sprache des Publikums
  2. Gehe dahin, wo das Publikum ist
  3. Setze nichts voraus
  4. Sei hilfreich und nützlich

Ich habe aus diesem Vortrag mitgenommen, dass wir uns für den „BdS-Aktuell“ mal professionelle Unterstützung holen sollten.

Nach der Pause goss Herr Dr. Johannes Bier vom UKE zu dem Thema „Führt nicht rechtzeitig erkannter Hörverlust zur Demenz?“ Wasser in den Wein: Der vielfach mit klinischen Belegen behauptete Zusam­ menhang halte wissenschaftlichen Kriterien für valide Tests nicht stand. Zwar sei es evident, dass sich ein frühzeitig erkannter und bekämpfter Hörverlust positiv auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen aus­ wirke, schließlich braucht das Gehirn wie jeder Muskel ständige Übung, doch ob damit auch einer Demenz im klinischen Sinne vorgebeugt wird, lässt sich wissenschaftlich nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens nicht nachweisen.

In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass nicht selten eine Demenz schwerhöriger Menschen fälschlich diagnostiziert werde, was sich herausstelle, wenn der oder die Betroffene mit einem Hörgerät versorgt werde und auf einmal wieder quicklebendig auftrete.

„Ich kenne einen Schwerhörigen – Wie kann ich helfen?“ Diese Frage beantwortete die Hörgeschädigtenpädagogin Frau Kerstin Krebs in geradezu umfassender Weise. Neben der medizinischen und technischen Therapie bildete die psychosoziale Unterstützung einen Schwerpunkt ihres Referats. Sie konnte dabei aus ihren reichen Erfahrungen mit den Teilnehmern aus ihren Kommuni­ kationsseminaren im BdS schöpfen.

Einen ungewöhnlichen Schluss- und Höhepunkt setzte Frau Julia Rabel, Pastorin im Hörraum der ev. luth. Nordkirche. Das von ihr als Thema zugrunde gelegte Lied „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden“ gab ihr Gelegenheit für nachdenkliche Erfahrungen und Ermutigungen. Am Schluss spannte sie den Bogen zum Tagungsmotto „besser hören, mehr verstehen, leichter leben“, das geradezu eine Parallele zu ihrem Lied darstelle. Die Pastorin gab uns am Ende ein Zitat des Kabarettisten Hans­Dieter Hüsch auf den Weg:“Erst mit der großen Stille fängt die Seele an zu schreiben und lässt uns sanft und sicher werden.“

Vor, während und nach den Vorträgen hatten die Besucher Gelegenheit, die Stände der zahlreich erschienenen Aussteller zu besuchen und sich rund um das Thema Schwerhörigkeit kompetent beraten zu lassen. Den Abschluss bildete die Barkassenfahrt durch den Hamburger Hafen mit reichhaltigem Büff et. Hier fanden die Teilnehmer nicht zuletzt Gelegenheit zu Gesprächen mit vertrauten und neuen Gesichtern.

Dr. Harald Seidler berichtete außerdem, dass die Verhandlungen zwischen DSB und DCIG über einen Zusammenschluss der beiden Verbände weit vorangeschritten seien. Dies wird auch Auswirkungen auf die Orts­ und Regionalverbände haben.

Ein wiederkehrender Tagesordnungspunkt ist die Ehrung verdienter Personen. Erfreulicherweise wurde auch Peter Drews für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Wichtigster Tageordnungspunkt war die Wahl des Präsidiums. Diesmal waren alle vier Wahlämter (Präsident, 2 Vizepräsidenten und Schatzmeister) neu zu besetzen, da die bisherigen Inhaber ihr Amt zur Verfügung gestellt hatten.

Peter Drews erhält Auszeichnung für sein Lebenswerk.

Dr. Matthias Müller wird zukünftig das Präsidium anführen. Vizepräsidentinnen werden Antje Baukhage und Ursula Soffner. Renate Weiter wird Schatzmeisterin und Dr. Michael Nicolaus stellvertretender Schatzmeister.

Damit gelang eine deutliche Verjüngung des Präsidiums, in dem künftig drei Frauen das Sagen haben werden. Erfreulich ist auch, dass die bisherige Vizepräsidentin Renate Weiter als Schatzmeisterin weitermacht und für Kontinuität sorgt.

Unseren Mitgliedern des BdS möchte ich sagen, dass unser Beitrag für den DSB sinnvoll angelegt ist, denn staatliche Leistungen für uns werden mehr denn je auf Bundes ebene entschieden. Und dafür brauchen wir einen starken Bundesverband.

Sonntag, 29. September

Die Kirchengemeinde St. Michaelis hat uns nicht nur den Bachsaal überlassen, sondern mit Hauptpastor Räder auch einen Gottesdienst mit Induktionsleitung und Schriftdolmetschern veranstaltet. Während die Induktionsleitung bereits besteht, sollen künftig auch Schriftdolmetscher eingesetzt werden. Auch der Bachsaal soll künftig barrierefrei ausgestaltet sein.

Die von der Firma Witt vorübergehend gelegte Leitung hat die Bewährungsprobe vorzüglich bestanden.

Hans-Hagen Härtel
Fotos: Uwe Noack und Peter Drews

Zur Vorgeschichte: Seit dem 1. Januar 2018 gehört der BdS wieder dem DSB als ordentliches Mitglied an. Für unseren Verein bedeutet dies eine erhebliche finanzielle Belastung. Ursprünglich richtete sich der von den Mitgliedsverbänden zu entrichtende Beitrag nach deren Mitgliederzahl. Als weitaus mitgliederstärksten Ortsverein wären auf den BdS jährlich über 10.000 Euro zugekommen. Durch eine Satzungsänderung wurde für die größten Ortsvereine der Jahresbeitrag jedoch auf 6.000 Euro gedeckelt. Dies ebnete dem BdS-Vorstand den Weg zur Entscheidung, in den Dachverband zurückzukehren.

Aber nicht nur das: Der BdS bot dem DSB sogleich an, ein Jahr später die Selbsthilfetage des DSB auszurichten. Diese Veranstaltung findet alle zwei Jahre in wechselnden Orten statt. In meinen Augen war das Angebot meines Nachfolgers ein verwegener Kraftakt. Umso mehr freue ich mich feststellen zu können, dass unser Verein das Wagnis glänzend bestanden und erheblich an Anerkennung gewonnen hat.

Nun zu den Details der Selbsthilfetage:

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Donnerstag, 26. September

Zur Vorbereitung der am Samstag geplanten Bundesversammlung traf sich das Präsidium mit dem Länderrat, dem die Landesverbände angehören, im Vereinshaus in der Wagnerstraße. Die meisten der angereisten Teilnehmer hatten ein erstauntes Aha-Erlebnis, denn kaum ein anderer Ortsverein verfügt über ein eigenes Domizil und noch dazu über ein so geräumiges und gut ausgestattetes. Darüber hinaus ließen sich die Gäste von leckeren und auf der Theke appetitlich angerichteten Gerichten verwöhnen. Auch in den nächsten Tagen wurden einhellig die gastronomische Begleitung sowie der effiziente und unauffällige Service lobend hervorgehoben.

Freitag, 27. September

Höhepunkt der Selbsthilfetage ist traditionell die zentrale Veranstaltung für die Öffentlichkeit, bestehend aus Vorträgen, Ausstellungen und einem geselligen Abend. In den Bachsaal des Gemeindehauses St. Michaelis kamen über 200 Besucher und überraschend viele Aussteller, fast mehr als dort Platz hatten.

Hauptpastor Alexander Röder

Nach der Begrüßung durch den Hauptpastor Alexander Röder sowie den Präsidenten des DSB, Dr. Harald Seidler, und nach dem Vortrag von Grußworten, u.a. der Staatsrätin Petra Lotzkat von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) bekam das Auditorium jeweils dreiVorträge vor und nach der Mittagspause zu hören.

Frau Christa Herrmann Leiterin der KISS im Paritätischen referierte über die Bedeutung von Selbsthilfegruppen. Zunächst Statistisches: Es gibt in Hamburg 1.250 Selbsthilfegruppen mit 15 bis 20.000 Teilnehmern. Zwei Drittel davon betreuen Menschen mit chronischen Einschränkungen.

Neben der stationären und ambulanten Versorgung und dem öffentlichen Gesundheitsdienst bildet die ehrenamtlich organisierte Selbsthilfe die vierte bzw. neben der Rehabilitation die fünfte Säule des Ge­ sundheitswesens. Ihre Aufgabe in Stichworten: gegenseitig Halt geben, ich kann etwas bewirken, neue soziale Kontakte knüpfen, einen Rettungsanker finden, Solidarität erleben. Die Selbsthilfe entlastet inzwischen in hohem Maße die professionelle Versorgung und trägt zur Entstigmatisierung Kranker und Behinderter bei. Nicht zu vergessen: Die gesetzlichen Krankenkassen fördern kontinuierlich Selbsthilfegruppen, davon profitieren in unserem Verein Jugendgruppe, Cl-Gruppe Feierabendgruppe und Selbsthilfegruppe.

Frau Sabine Heyde-Dannenberg demonstrierte am Beispiel des BdS die Bedeutung von Selbsthilfevereinen in der Gesellschaft. Wie die Selbsthilfegruppen wollen die Vereine den Betroffenen aus der Isolation heraushelfen. Sie bieten einen organisatorischen und finanziellen Rahmen für eine ganze Reihe von ständig zusammenkommenden Gruppen verschiedenster Art (Selbsthilfe, Freizeit, Geselligkeit). Sie können eine professionelle Beratungsstelle tragen und die dafür notwendige staatliche Finanzierung besorgen. Sie organisieren allgemein interessierende Veranstaltungen, Workshops, Kurse und Thementage.

Christa Herrmann, Leiterin der KISS im Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg

Sonnabend, 28. September

Uwe Knüpfer, Redakteur Schnecke

Aus der Bundesversammlung, vergleichbar der Mitgliederversammlung des BdS, sind einige Mitteilungen aus dem Bericht des Präsidenten zu erwähnen:

  • Ärzte müssen künftig fünf Stunden in der Woche ihre Praxis ohne Terminabsprache öffnen.
  • Bei wichtigen Maßnahmen, wie Operationen, haben Versicherte das Recht, eine zweite Meinung einzuholen.
  • Der DSB wendet sich gegen Bestrebungen, die kooperative Hörgeräteversorgung, bei der zwingend HNO-Ärzte und Hörakustiker mitwirken, aufzuweichen.

  • Ebenso wendet sich der DSB dagegen, dass nicht nur Akustikermeister, sondern z.B. auch Optikermeister nach einer Kurzausbildung Hörgeräte anpassen dürfen.
  • Der DSB wirbt für die Aufklärung der Patienten, dass sich die Qualität der zuzahlungsfreien Standardhörgeräte in den letzten Jahren so stark verbessert habe, dass Zuzahlungen für die Hörqualität nicht mehr angebracht seien.
  • Kritisch sieht der DSB die Pläne, den Grad der Behinderung (GdB) künftig mit Hörgerät oder Cl festzustellen. Es droht damit die Gefahr, dass Hörgeschädigte aus dem Schwerbehindertenstatus herausfallen und damit den Anspruch auf finanzielle Leistungen verlieren.
  • Der DSB wird mit Nachdruck darauf hinwirken, dass der Einsatz von Schriftdolmetschern gleichrangig mit Gebärdendolmetschern behandelt wird.

Herr Uwe Knüpfer von der Redaktion Schnecke gab wertvolle Ratschläge für die Öffentlichkeitsarbeit für Schwerhörige und Ertaubte. Aus dem reichhaltigen Katalog für Zeitungsmacher und andere Öffentlichkeitsarbeiter möchte ich seine zweimal vier goldenen Regeln zitieren:

  1. Was habe ich mitzuteilen?
  2. Wem will ich das mitteilen?
  3. Welchen Weg und welches Medium wähle ich?
  4. Wann zu welchem optimalen Zeitpunkt bringe ich ein virulentes Thema zur Sprache?

Und:

  1. Sprich die Sprache des Publikums
  2. Gehe dahin, wo das Publikum ist
  3. Setze nichts voraus
  4. Sei hilfreich und nützlich

Ich habe aus diesem Vortrag mitgenommen, dass wir uns für den „BdS-Aktuell“ mal professionelle Unterstützung holen sollten.

Nach der Pause goss Herr Dr. Johannes Bier vom UKE zu dem Thema „Führt nicht rechtzeitig erkannter Hörverlust zur Demenz?“ Wasser in den Wein: Der vielfach mit klinischen Belegen behauptete Zusam­ menhang halte wissenschaftlichen Kriterien für valide Tests nicht stand. Zwar sei es evident, dass sich ein frühzeitig erkannter und bekämpfter Hörverlust positiv auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen aus­ wirke, schließlich braucht das Gehirn wie jeder Muskel ständige Übung, doch ob damit auch einer Demenz im klinischen Sinne vorgebeugt wird, lässt sich wissenschaftlich nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens nicht nachweisen.

In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass nicht selten eine Demenz schwerhöriger Menschen fälschlich diagnostiziert werde, was sich herausstelle, wenn der oder die Betroffene mit einem Hörgerät versorgt werde und auf einmal wieder quicklebendig auftrete.

„Ich kenne einen Schwerhörigen – Wie kann ich helfen?“ Diese Frage beantwortete die Hörgeschädigtenpädagogin Frau Kerstin Krebs in geradezu umfassender Weise. Neben der medizinischen und technischen Therapie bildete die psychosoziale Unterstützung einen Schwerpunkt ihres Referats. Sie konnte dabei aus ihren reichen Erfahrungen mit den Teilnehmern aus ihren Kommuni­ kationsseminaren im BdS schöpfen.

Einen ungewöhnlichen Schluss- und Höhepunkt setzte Frau Julia Rabel, Pastorin im Hörraum der ev. luth. Nordkirche. Das von ihr als Thema zugrunde gelegte Lied „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden“ gab ihr Gelegenheit für nachdenkliche Erfahrungen und Ermutigungen. Am Schluss spannte sie den Bogen zum Tagungsmotto „besser hören, mehr verstehen, leichter leben“, das geradezu eine Parallele zu ihrem Lied darstelle. Die Pastorin gab uns am Ende ein Zitat des Kabarettisten Hans­Dieter Hüsch auf den Weg:“Erst mit der großen Stille fängt die Seele an zu schreiben und lässt uns sanft und sicher werden.“

Vor, während und nach den Vorträgen hatten die Besucher Gelegenheit, die Stände der zahlreich erschienenen Aussteller zu besuchen und sich rund um das Thema Schwerhörigkeit kompetent beraten zu lassen. Den Abschluss bildete die Barkassenfahrt durch den Hamburger Hafen mit reichhaltigem Büff et. Hier fanden die Teilnehmer nicht zuletzt Gelegenheit zu Gesprächen mit vertrauten und neuen Gesichtern.

Dr. Harald Seidler berichtete außerdem, dass die Verhandlungen zwischen DSB und DCIG über einen Zusammenschluss der beiden Verbände weit vorangeschritten seien. Dies wird auch Auswirkungen auf die Orts­ und Regionalverbände haben.

Ein wiederkehrender Tagesordnungspunkt ist die Ehrung verdienter Personen. Erfreulicherweise wurde auch Peter Drews für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Wichtigster Tageordnungspunkt war die Wahl des Präsidiums. Diesmal waren alle vier Wahlämter (Präsident, 2 Vizepräsidenten und Schatzmeister) neu zu besetzen, da die bisherigen Inhaber ihr Amt zur Verfügung gestellt hatten.

Peter Drews erhält Auszeichnung für sein Lebenswerk.

Dr. Matthias Müller wird zukünftig das Präsidium anführen. Vizepräsidentinnen werden Antje Baukhage und Ursula Soffner. Renate Weiter wird Schatzmeisterin und Dr. Michael Nicolaus stellvertretender Schatzmeister.

Damit gelang eine deutliche Verjüngung des Präsidiums, in dem künftig drei Frauen das Sagen haben werden. Erfreulich ist auch, dass die bisherige Vizepräsidentin Renate Weiter als Schatzmeisterin weitermacht und für Kontinuität sorgt.

Unseren Mitgliedern des BdS möchte ich sagen, dass unser Beitrag für den DSB sinnvoll angelegt ist, denn staatliche Leistungen für uns werden mehr denn je auf Bundes ebene entschieden. Und dafür brauchen wir einen starken Bundesverband.

Sonntag, 29. September

Die Kirchengemeinde St. Michaelis hat uns nicht nur den Bachsaal überlassen, sondern mit Hauptpastor Räder auch einen Gottesdienst mit Induktionsleitung und Schriftdolmetschern veranstaltet. Während die Induktionsleitung bereits besteht, sollen künftig auch Schriftdolmetscher eingesetzt werden. Auch der Bachsaal soll künftig barrierefrei ausgestaltet sein.

Die von der Firma Witt vorübergehend gelegte Leitung hat die Bewährungsprobe vorzüglich bestanden.

Hans-Hagen Härtel
Fotos: Uwe Noack und Peter Drews

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