Bericht vom Thementag

19. November 2015 BdS-Verein5 Minutes

Durch den Thementag führte Peter Drews vom Bund der Schwerhörigen (BdS) und den Anfang machte Dr. Hans-Hagen Härtel (Vorsitzender des BdS). Er begrüßte die über 60 Teilnehmer sowie die Referentinnen und Referenten. Auch bedankte er sich bei den Sponsoren, der Fa. Cochlear und Fa. MED-EL

 

Vom Cochlea Implantat Verband Nord (CIVN) sprach Matthias Schulz, er erklärte kurz die Programmschwerpunkte: vormittags die berufliche Teilhabe und Arbeitsplatzgestaltung, nachmittags die Kommunikationssituation hörgeschädigter Menschen in der hörenden Welt, ergänzt durch die Erfahrungsberichte der Familie Treder und Frau Blume.

 

Zu Beginn der Vortragsreihe präsentierte Frau Simone Lerche zunächst das Projekt „hörkomm“, es wurde vier Jahre durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert, seit Anfang 2015 ist die Förderphase beendet. Das Projekt hatte das Ziel, die berufliche Teilhabe hörgeschädigter Menschen zu unterstützen. Als Praxisbeispiel führte Frau Lerche Budni als „Best Practice“ vor: Budni beschäftigt in einer Lagerhalle 6 hörgeschädigte Mitarbeiter, nun ist die Lagerhalle riesig und recht verwinkelt, so dass der Einsatz mit Lichtsignalsystemen nicht möglich ist. Es hat sich herausgestellt, dass die Halle mit WLAN recht gut ausgestattet ist und hat dann für eine individuelle Lösung entschieden: die Mitarbeiter wurden mit WLAN Pager (SMS) ausgestattet und sind so immer im Gefahrfall erreichbar. Ferner verwies sie auf den Leitfaden, welcher auch unter Mitwirkung des Beratungszentrums erstellt wurde. ( www.hoerkomm.de )

 

Vom Integrationsamt Hamburg stellte Herr Otto Klick-Weiler seine Arbeit im Technischen Beratungsdienst vor. Unter dem Credo: Teilhabe – Prävention – Inklusion sollen hörgeschädigte Menschen befähigt werden, die Arbeit unter der Achtung der Menschenwürde, Nichtdiskriminierung und Chancengleichheit verrichten zu können. Um dieses Ziel der barrierefreie Arbeitsplatzgestaltung zu erreichen, sind im Vorfeld Gespräche und Arbeitsplatzbesichtigungen notwendig, dann  folgt die Abklärung, welche technischen Hilfs- und Arbeitsmittel  angebracht und hilfreich sind oderob  eine Arbeitsassistenz  effektiver wäre. Letztendlich ist die barrierefreie Gestaltung eines Arbeitsplatzes von der Ausprägung und Stärke der Behinderung, der Arbeitsaufgaben und der Arbeitsumgebung abhängig. Herr Klick-Weiler bietet an, bevor der Antrag auf Kostenübernahme technischer Hilfsmittel im Berufsleben gestellt wird,  durch den technischen Beratungsdienst den Bedarf abzuklären.

 

Im 3. Vortrag beschrieb die Schwerhörigenpädagogin Frau Kerstin Krebs zunächst die Stresssituationen hörgeschädigter Menschen in Kommunikationssituationen und wie daraus bestimmte Denkrichtungen wie z.B. Schuldzuweisungen (die nuscheln alle, reden so leise, nehmen keine Rücksicht) entstehen können und die daraus resultierende Verhaltensweisen wie z.B. Rückzug aus der Familie, Isolation, Depression. Um diesem Teufelskreis zu entkommen, muss letztendlich der schwerhörige Mensch selbst aktiv werden. Er sollte im  ersten Schritt  überlegen, wie   er bestimmte Kommunikationssituationen ändern oder beeinflussen kann.

 

Die Erfahrungsberichte der Fam. Treder und Frau Blume über den Umgang mit der Hörbehinderung des jeweiligen Partners waren sehr von Offenheit und Selbstbewusstsein getragen.

 

Herr Jörg Winkler, der neue Mitarbeiter vom Hörberatungszentrum Hamburg, stellte sich kurz vor.
Zunächst hatte er den Kindergarten und Schule in Stegen (Damals: Schule für Schwerhörige und Gehörlose, heute heißt es: Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte Stegen) besucht, eine Ausbildung als Koch im elterlichen Betrieb absolviert, dann die weiterführende Schule (Höhere Handelsschule) an der Rheinisch-Westfälischen Schule für Hörgeschädigte in Essen. Nach bestandener Prüfung ging er wieder zurück nach Freiburg und studierte Sozialarbeit an der Ev. Hochschule. Und hier schloss sich der Kreis, er arbeitete im Medien- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte (MBZ) in Stegen. Die Zentren wurden damals im Auftrag des Kultusministerium Stuttgart von den Schulen für körperbehinderte, sehgeschädigte, hörgeschädigte und sprachbehinderte Kinder aufgebaut,um   den im Einzelfall erforderlichen technischen Ausstattungsbedarf eben jener Schülerinnen und Schüler abzuklären bzw. zu begutachten. In den Medien- und Beratungszentren für hörgeschädigte Kinder wurden die „Neue Medien“ (Internet, Software, PC, etc.) auf die Nutzbarkeit und Einsatzmöglichkeiten speziell für hörgeschädigte Schülerinnen und Schülern hin ausgetestet. Herr Winkler ging dann 2003 nach Würzburg und arbeitete an der Universitäts-Kinderklinik im IT Bereich, dann stand erneut ein großer Umzug an, nämlich nach Hamburg! Er bewarb sich auf die ausgeschriebene Stelle im Bund der Schwerhörigen und ist seit dem 1. September hauptamtlicher Mitarbeiter in der Hör- und Beratungszentrum (Hörbiz). Im zweiten Teil seines Vortrags stellte er seine Arbeitsfelder vor und die Schwerpunkte bzw. Perspektiven der Beratungsarbeit.

 

Zum Abschluss fasste Pascal Thomann den 11. Thementag stichwortartig zusammen und verwies auf den Basar am 21. November. Die Zuhörer waren begeistert vom Thementag und wünschen sich weitere Veranstaltungen in der Form.

Jörg Winkler