Kürzlich luden die Verantwortlichen für barrierefreie Rundfunkangebote beim NDR die norddeutschen Schwerhörigenverbände ein, um über Fortschritte zu berichten und Anregungen einzuholen. Dieses Treffen hat inzwischen Tradition. Leider waren nur Niedersachsen und Hamburg sowie die Referentin des Deutschen Schwerhörigenbundes für barrierefreie Rundfunkangebote vertreten. Für den BdS waren ich und Bettina Grundmann anwesend.
Die Damen und Herren vom NDR hatten Erfreuliches zu berichten. Wegen der größeren Reichweite haben die Anstalten der ARD sich auf die Untertitelung der Zulieferungen für das ARD-Hauptprogramm konzentriert. Inzwischen sind neben der Tageschau auch die Tagesthemen untertitelt. Im Durchschnitt des Jahres 2013 waren im Ersten 80% aller Erstsendungen mit Untertiteln versehen. Am Jahresende und in Zukunft wird sogar eine Quote von 90% erreicht, also praktisch eine Rundum-Versorgung.
Fortschritte wurden nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht gemacht. Die Untertitel-Redaktion des NDR hat in der ARD ein solches Ansehen gewonnen, dass sie auch die Nachrichtensendungen der ARD untertitelt.
Im regionalen Fernsehen hat der NDR am 1. Oktober einen großen Sprung nach vorn getan. Seitdem werden die fünf abendlichen Regionalschauen der norddeutschen Länder zentral von der Untertitelredaktion in Hamburg in der bewährten Qualität untertitelt. Damit kommt der NDR im Dritten Programm immerhin auf eine Untertitelquote von 60%.
Eine Baustelle ist noch die Mediathek, in der eine Woche lang die Sendungen über Internet aufgerufen werden können. Der NDR strebt an, die Sendungen in der Mediathek schneller mit Untertiteln zu versehen. Ein gewisser Nachlauf nach der ersten Ausstrahlung ist unvermeidbar, weil bei Live-Sendungen die ausgestrahlten Untertitel bearbeitet werden, um Fehler zu korrigieren und die zeitlichen Verzögerungen zu minimieren.
Wenig ist bisher bei einem wichtigen Klagepunkt der Verbände geschehen, der Verlust an Sprachverständlichkeit durch Hintergrundgeräusche, Musikuntermalung oder Stimmengewirr. Immerhin ist man im NDR inzwischen für dieses Thema sensibilisiert. Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass die Fähigkeit des menschlichen Ohrs, das gesprochene Wort aus Geräuschen herauszufiltern, mit dem Älterwerden spürbar nachlässt. Hier sitzen wir Schwerhörigen mit den Senioren in einem Boot. Der NDR beabsichtigt, dieses Problem nicht durch Nachbearbeitung anzugehen, sondern schon bei der Produktion der Sendungen.
Wir wissen, dass die Erfahrungen von Schwerhörigen oft divergieren. Deshalb geht unser Appell: Entschließen Sie sich gelegentlich, Tadel, aber auch Lob vor Ort anzubringen. Wir würden uns freuen, wenn Sie auch uns an dem Feed-back teilhaben lassen. Wir sind jedenfalls ein wenig stolz, mit unserer Interessenvertretung so gut angekommen zu sein.
Hans-Hagen Härtel