Der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. (DSB) und die Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft e. V. (DCIG) bündeln ihre Kräfte im Deutschen Hörverband (DHV). Am 10. Dezember 2022 trafen sich die beiden Selbsthilfeverbände gemeinsam mit Landes- und Regionalverbänden sowie weiteren Gästen zur erfolgreichen Gründungsversammlung in Frankfurt am Main.
Seit vielen Jahren stand die Idee eines gemeinsamen Verbandes im Raum, am 10. Dezember 2022 wurde sie Wirklichkeit. Die Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft e. V. (DCIG) und der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. (DSB) haben gemeinsam mit zwölf DSB-Landes- und DCIG-Regionalverbänden den Deutschen Hörverband (DHV) gegründet. Vorangegangen war die „Frankfurter Erklärung“ im November 2019, in der die Vorstände und Landesvertretungen beider Verbände die Gründung eines neuen gemeinsamen Verbundes verabredeten. Eine fünfköpfige Satzungskommission erarbeitete daraufhin einen Satzungsentwurf, der in mehreren Runden abgestimmt und im Frühjahr 2022 konsentiert wurde.
Auf der Gründungsveranstaltung wurde zugleich auch der Vorstand des neuen Verbandes gewählt. Dieser setzt sich zusammen aus Dr. Roland Zeh für die DCIG, Dr. Matthias Müller für den DSB, Susanne Schmidt und Pascal Thomann. Zum Vorstandsvorsitzenden wurde Dr. Harald Seidler gewählt. Seinen Sitz wird der Deutsche Hörverband in Berlin haben, zunächst unter der Adresse des Deutschen Schwerhörigenbundes. Der Verband beantragt noch in diesem Jahr die Aufnahme ins Vereinsregister.
Die DCIG und der DSB arbeiten seit Jahren zusammen und verfolgen die gleichen Ziele: Selbsthilfearbeit und politische Interessensvertretung für Menschen mit Hörbeeinträchtigung, die mit Hörsystemen versorgt sind. Mit dem Deutschen Hörverband sprechen beide ab sofort mit einer Stimme. „Wir hatten in der Vergangenheit schon Kooperationsvereinbarungen, die aber wenig gelebt wurden“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Dr. Harald Seidler. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, wirklich etwas zu erreichen. Die Zeit ist reif. Es ist ein historischer Moment!“
Das übergeordnete Ziel, die Situation der Hörbeeinträchtigten in Deutschland zu verbessern, wolle man über verschiedene Wege erreichen. „Wir wollen die Beratung ausbauen, Aktionen ausweiten, Prävention anstoßen und aufrütteln, welche Auswirkungen eine schlecht oder nicht versorgte Hörschädigung haben kann. Und wir wollen den Versorgungsprozess begleiten“, sagte Dr. Seidler nach seiner Wahl. „Wir haben diese tollen Hörhilfen und Cochlea-Implantate, aber wir haben auch ein Problem: nämlich, dass diese tollen Angebote nicht immer vernünftig umgesetzt, angepasst und rehabilitiert werden. Wir wissen, dass es da draußen viele schlecht versorgte Menschen gibt“, sagte Dr. Seidler. Hinzu komme: Nur wer die Seele der Hörgeschädigten verstehe, könne erfolgreich mit ihnen arbeiten. Umso wichtiger sei die Einbindung der Selbsthilfe. „Die Selbsterfahrung ist mindestens so wichtig wie die fachliche Kompetenz.“ Daher gehöre zu den Grundforderungen des Deutschen Hörverbandes: „Nie mehr ohne uns über uns. Wir müssen am Entscheidungsprozess beteiligt werden.“
Bereits in der kommenden Woche will sich der neue Vorstand treffen und weitere Schritte besprechen sowie erste Planungen für Aktionen in 2023 anstoßen.
Der Deutsche Hörverband ist offen für weitere Mitglieder. Ordentliche Mitglieder können auf Antrag beim Vorstand Vereine werden, die die Interessen von hörbeeinträchtigten Menschen auf Bundes- oder Landesebene vertreten. Natürliche und juristische Personen können außerordentliche Mitglieder ohne Stimmrecht werden.